Der Syttende Mai ist ein großes Ereignis in Norwegen!

Wie Norwegen unabhängig wurde

Der 17. Mai ist der Nationalfeiertag Norwegens und wird dort auch ausgeschrieben als Syttende mai (ausgesprochen zöttende mai) bezeichnet. Dieser Tag hat eine tiefgreifende historische Bedeutung und daher ist den Norwegern das gebührende Feiern ihres Nationaltags auch so wichtig. Der Tag erinnert an ein sehr wichtiges Ereignis in der Staatsentwicklung des heutigen Norwegens. So wurde am 17. Mai 1814 die Norwegischen Verfassung in Eidsvoll unterzeichnet.

Zur damaligen Zeit war Norwegen noch Teil des Dänischen Königreichs. Erst als Ergebnis der Friedensverhandlungen nach den napoleonischen Kriegen musste Norwegen von Dänemark, welches lange mit Frankreich verbündet und somit auf der Kriegsverliererseite zu finden war, an Schweden abgetreten werden. Die folgenden politischen und sozialen Umwälzungen in Europa haben in der Folge auch Norwegen in eine komplexe landespolitische Situation gebracht.

Die Norweger erkannten am 17. Mai 1814 ihre Gelegenheit, sich aus dem ungeliebten Saatenbund mit Dänemark zu lösen und erklärten sich für unabhängig. Dazu wurde an diesem Tag in Eidsvoll die bereits erwähnte landeseigene Verfassung verabschiedet, die den Grundstein für eine unabhängige norwegische Nation legen sollte. Doch wie es nach Kriegen nun einmal so geschieht, bestimmen jedoch nach Kriegsende allein die Siegermächte, wie die geostrategische Ordnung wieder herzustellen ist. Norwegen wurde dann im Vertrag von Kiel in eine Personalunion mit Schweden gebracht. Aus einer Zwangsunion mit Dänemark wurde also eine Zwangsunion mit Schweden. Auch wenn der Wechsel zunächst als Verbesserung in Norwegen wahrgenommen wurde, denn die dänische Elite in den größeren Städten wurde überwiegend als arrogant und übergriffig angesehen. Als weitere politische Errungenschaft muss berücksichtigt werden, dass Norwegen in der Personalunion mit Schweden ein sehr großes Maß an Unabhängigkeit genoss. Die Union mit Schweden dauerte schließlich bis 1905 und entwickelte sich auch für Schweden aufgrund der zunehmenden Proteste in Norwegen zusehends als störende Belastung.

Erst im Jahr 1905 gelang es Norwegen endgültig, sich von der Union mit Schweden friedlich zu befreien und nach vielen Jahrhunderten seine Unabhängigkeit zurückzuerlangen. Zwar fand dieses Ereignis konkret durch die Erklärung des norwegischen Storting am 07. Juni statt, aber dennoch wird dieser wichtige Meilenstein in der norwegischen Geschichte ebenfalls am 17. Mai gefeiert. Damit der junge Nationalstaat seine Unabhängigkeit aufrechterhalten kann, hat man sich einen alten Bekannten als neuen Verbündeten ins Lager geholt. Das Storting hatte entschieden, dem jüngeren Bruder des dänischen Königs Christian X die norwegische Königskrone anzutragen, um damit ein enges Bündnis mit Dänemark einzugehen und somit etwaigen schwedischen Wiedereinverleibungsambitionen präventiv entgegenzuwirken. Der neue König nannte sich fortan Haakon VII und wurde später wie sein Bruder in Dänemark zur Symbolfigur des Widerstands gegen die Besetzung des nationalsozialistischen Deutschlands.

Aus diesem geschichtlichen Exkurs heraus erklärt sich, warum der Nationalfeiertag in Norwegen so intensiv und nationalbewusst gefeiert wird. Das Präsentieren von Landesinsignien und Trachten war über Jahrhunderte verboten und so wurden die vielen Fahnen und Verzierungen in Landesfarben zur symbolischen Wiederauferstehung des eigenen Nationalstolzes. Genauso verhält es sich mit dem Tragen der traditionellen norwegischen Trachten, insbesondere die Bunads der Damen sind hier besonders auffällig und variieren im Stil und in der Farbgebung teilweise von Stadt zu Stadt bzw. von Fjord zu Fjord.

Das korrekte hissen der Norwegische Flagge

Die Norwegische Flagge repräsentiert alle Norweger und alle norwegischen Landesteile und muss daher mit Respekt behandelt werden. Dementsprechend befindet sich auf fast jedem zweiten Hausgrundstück in Norwegen ein freistehender Flaggenmast und es gibt eine staatlich vorgeschriebene Flaggenordnung. Diese schreibt vor, zu welchen Zeiten die Flagge gehisst werden darf und wann diese wieder eingeholt werden muss. Prinzipiell wird für Privatpersonen empfohlen, die Flagge nur zu besonderen Anlässen zu hissen, um ihr eine besondere Würdigung zukommen zu lassen. Am Syttende mai soll die Flagge bis 08:00 Uhr gehisst werden und ist spätestens zum Sonnenuntergang wieder einzuholen. Für die Sommerzeit gilt hierbei, dass die Flagge spätestens um 21:00 Uhr wieder eingeholt werden muss. An den nationalen Flaggentagen in der eher dunkleren Jahreszeit gelten v.a. in den nördlicheren Landesteilen abweichende Flaggenzeiten. Mehr Informationen erhalten Sie hier aus erster öffentlicher Hand: https://www.regjeringen.no/no/dep/ud/dep/forbindelser/norges-flagg-forskrift/id449230/

Feierlichkeiten zum Syttende mai

Heutzutage ist der 17. Mai ein vor allem festlicher und bedeutsamer Tag für die norwegische Bevölkerung. Der Tag läutet überdies auch emotional den Sommer bzw. die Sommersaison mit vielen Aktivitäten unter freiem Himmel ein. Der Tag wird landesweit mit zahlreichen Veranstaltungen, Paraden, Festumzügen und Feierlichkeiten begangen. Oft nehmen z.B. Schulen oder Vereine organisiert und in Gruppen an den vielen Paraden und Festumzügen teil. In den ländlichen Regionen ist die Mehrheit dabei oft in traditioneller norwegischer Tracht gekleidet. Eine festliche Kleidung aus Anzug beziehungsweise Kleid dominiert dagegen in den größeren Städten. Jede Familie und jede Gruppe haben dabei ihre eigenen Traditionen. Ein weit verbreiteter moderner Klassiker ist dabei das Champagner-Frokost also das gemeinsame üppige Frühstück mit Champagner.

An Nationalfeiertag finden auch viele Aufführungen statt und die Atmosphäre ist geprägt vom Stolz und Patriotismus der Norweger, was allen zusammen ein starkes Gemeinschaftsgefühl gibt. Die sonst eher in sich gekehrten Norweger kommen an diesen Tag zusammen und erleben ihren Nationalfeiertag am liebsten in der Gemeinschaft in der gemeinsam die nationale Identität gefeiert wird.

Fazit

Der norwegische Nationalfeiertag kommt nicht von ungefähr und hat den konkreten Hintergrund, dass nach vielen Jahrhunderten endlich wieder die nationale Freiheit errungen werden konnte. Der Tag ist daher auffallend patriotischer geprägt als in anderen europäischen Ländern. Daraus sollte man jedoch nicht schließen, dass die Norweger überzogen nationalbewusst oder gar nationalistisch sind. Der Feiertag selbst wird oft in großen Gruppen gefeiert und jeder putzt sich dabei heraus (punte seg). In jeder Stadt und auch in fast jedem Dorf finden Feierlichkeiten statt, die immer sehr gut besucht werden.